Antifaschismus 2.0

Verschwörungstheorien und Faschismus im Web 2.0

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Nazi - "Briefe" - Kampagne überrollt Social Network

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Mit zielgruppenorientierten "Briefen", die alle nach dem gleichen Muster aufgebaut sind, läuft derzeit eine rechte Kampagne gegen Ausländer und Hartz-IV-Empfänger im Social-Network Wer kennt wen (wkw).

Dabei werden von verschiedenen wkw-Mitgliedern angebliche Briefe von "besorgten Bürgern" in die Gruppen eingebracht und zur Diskussion gestellt.

Gemeinsam ist diesen angeblichen Briefen, dass sie dazu bestimmt und geeignet sind, Vorurteile gegen die jeweils betroffene Gruppe zu verstärken, diese Menschen zu diskriminieren und sie auszugrenzen. Natürlich sind die jeweiligen Absender anonym.

Zum Teil werden diese "Briefe" auch an anderen Stellen im Internet verbreitet.

Ausländer machen  Deutsche zu Gangstern

So schildert ein angeblicher Referendar seine Probleme mit einer Schulklasse.

"Die Klasse setzt sich aus 28 Schülern zusammen: 19 davon muslimisch (Türken, Araber, Perser), 5 russisch/osteuropäisch und 4 Deutsche. Gerade 'mal 3 weibliche Schüler dabei."

Schon hier soll die erdrückende Übermacht der Fremden und Andersgläubigen deutlich gemacht werden. Die deutschen Schüler würden von den ausländischen gemobbt und körperlich angegriffen. Während die deutschen Schüler (natürlich) anfangs zur Mitarbeit bereit und motiviert waren, zeigen sich die ausländischen nur als Störer und bringen so auch die deutschen dazu, sich vom Unterricht zurück zu ziehen.
Berufswunsch der Schüler sei "Gangster".

Die Botschaft ist klar. Den Deutschen wird durch die bösen Ausländer der Weg zur Bildung versperrt, die selbst kein Interesse an Bildung haben. So werden auch die Deutschen von den Ausländern zu Gangstern gemacht.

Ausländer verdrängen unsere Kultur

In eine ähnliche Kerbe schlägt die Schweizer Version dieses Briefes. In diesem angeblich von einer Lehrerin stammenden Brief wird behauptet, die Ausländer wollten den bei den Schweizern so beliebten Gruß "Grüß Gott" abschaffen. Auch hier werden Ängste gegen Ausländer geschürt, die die eigene Kultur gefährden.

Sozialschmarotzer beuten uns aus

Ein dritter derartiger Brief attackiert Hartz-IV-Empfänger.

"In der gesetzlichen Krankenkasse kommen auf 28 Mitglieder:: 19 Hartzt4
(Kinderreiche, Alleinerziehende, Rentner), 5 Arbeitslose 3 Arbeitnehmer 1 Kleinunternehmer

(...)

Die, die noch einer Beschäftigung nachgehen, sehen nicht mehr ein, dass sie das Melkvieh für Andere immer sein sollen. Sie erwägen deshalb, ihre Beschäftigung jetzt auch an den Nagel zu hängen"

Hier soll vermittelt werden, dass die brav arbeitenden Menschen nicht mehr bereit sind, für diese "Sozialschmarotzer" zu arbeiten.

Während sich die beiden zuerst dargestellten "Briefe" gegen Ausländer richten, wird hier eine andere soziale "Randgruppe" angegriffen, diskriminiert und ausgegrenzt.

Sündenböcke für soziale Probleme

Die Strategie der Rechten ist klar: Es werden Sündenböcke für soziale Probleme aufgebaut. ziel sind wie üblich die Schwachen unserer Gesellschaft.

Dass solche Pamphlete von den allseits bekannten Rechten in die entsprechenden wkw-Foren wie "Es reicht" oder das von einer Gruppe REPs beherrschte "Deutsche und ihre Rechte" eingebracht und dort ganz im  Sinne der Initiatoren diskutiert werden, ist nicht weiter verwunderlich.

Doch leider geben sich auch Leute dazu her, solche rechte Propaganda zu verbreiten, von denen man dies nicht erwartet hätte. So wurde der "Lehrer-Brief" in wkw z.B. auch von einer Person verbreitet, die in wkw dafür bekannt ist, dass sie sich gegen Hartz IV und für soziale Gerechtigkeit engagiert und entsprechende Websites betreibt.
Unklar bleibt hier, ob solche Personen lediglich von den Hintermännern missbrauchte Briefträger sind oder ob ihr sonstiges Engagement eher Tarnung ist. Jedenfalls war besagte Person trotz Hinweises auf die wahren Hintergründe der Nazi-Propaganda nicht bereit, sich von den Inhalten des Pamphlets zu distanzieren.

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Nachtrag (7.4.10):

Nach einigen zum Teil recht hitzigen Diskussionen in wkw wurde klar, dass hier Menschen von den Nazis benutzt wurden, deren Pamphlet zu verbreiten, die selbst mit Nazis nichts zu tun haben. Ich habe mich auf Bitte des Betreffenden gerne bereit erklärt, nachstehenden Text hier zu veröffentlichen.

Die in dem Artikel erwähnte Person erklärt:

"die inhalte des briefes beziehen sich u.a auf die situationen in unseren schulen von denen ich mich nicht distanzieren kann und will. es ist heute nun mal so das es an schulen ab geht wie in den bronx. und das ist es um was es mir in dem brief ging.

von was ich mich distanziere und auch schon so oft hingewiesen habe ist, das ich weder mit der npd noch mit den rechtsradikalen etwas am hut und gemeinsam habe.
der inhalt welcher sich aus dem brief ergeben soll der auf rechtsradikale inhalte leiten soll distanziere ich mich gerne. aber das sagt auch schon meine ansicht zu dem oben bezeichneten zur rechtsradikalen szene aus.

was die steuerschmied betrifft so möchte ich klargestellt haben das ich nichts mit dieser zu tun habe bzw. wir keine gemeinsammen interessen verfolgen. "

Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, den 07. April 2010 um 11:58 Uhr

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"Leider – und das ist mir unbegreiflich – sind wir noch immer nicht in der Lage, der braunen Horden wirklich Herr zu werden", mit diesen Worten forderte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die Politik am Holocaust-Gedenktag im bayrischen Landtag zum Kampf gegen Neonazi-Aufmärsche auf.

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