Antifaschismus 2.0

Der von Peter Joseph produzierte Film gliedert sich in drei Teile die völlig unabhängig hintereinander stehen und thematisch auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben:

1. Die größte Geschichte aller Zeiten
2. Die ganze Welt ist eine Bühne
3. Achtet nicht auf den Mann hinter dem Vorhang

Der Zusammenhang wird erst bei genauerem Hinsehen deutlich. Tatsächlich geht es in dem Film darum, die drei Säulen unserer Gesellschaft, Kirche, Staat und WIrtschaft, unglaubwürdig zu machen und zu diskreditieren.

Treffend hat das Bernd Vogt in einem Beitrag in der Gruppe "Esoterik-Kritik" in wkw ausgedrückt:

Nimm einem Volk, das Vertrauen
in seine politische Führung,
in seine religiös/soziologische Führung
und bereite ihm wirtschaftliche Angst;
zeige ihm eine charismatische Figur, die die Lösung verspricht
und alle schreien Heil...

Unter diesem Aspekt gesehen wird die Themenauswahl und der Aufbau des Filmes logisch und konsequent. Durch ein schnelles Stakkato von Behauptungen und scheinbaren Belegen soll bei dem Zuschauer der Eindruck erweckt werden, dass er von allen drei der genannten Bereiche betrogen und belogen wird.

Dies ist die Botschaft des Films. Und um diese Botschaft zu belegen, bastelt sich Peter Joseph seine Belege so zurecht, dass sie zu passen scheinen. Er verlässt sich darauf, dass der größte Teil der Zuschauer, das was da gesagt wird, nicht nachprüft und die meisten die datgestellten "Belege"  als echte und wahrhaftige hinnehmen. Und das funktioniert ja so auch, wie ich in Diskussionsforern feststellen musste.

Dabei sind die "Tatsachen" des Films schlecht recherchiert, unwissenschaftlich aufbereitet und die Schlussfolgerungen haben mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun.

Bereits im ersten Teil zeigt der Filmemacher wie inkompetent, oberflächlich und unwissenschaftlich ungenau er arbeitet.

Es werden Zusammenhänge zwischen der christlichen Religion und antiken Religionen dargestellt, die teilweise schlicht falsch sind oder falsch dargestellt werden.

Ich bin kein Christ, dennoch sollte man die christliche Religion, ihre Ursprünge und die Kontexte in denen sie steht, korrekt darstellen, auch wenn selbst die christlichen Kirchen das ja auch nicht tun.

Das geht schon los mit ungenauen und falschen Behauptungen über altägyptische Gottheiten und Mythen. Mit Hilfe dieser falschen Behauptungen sollen Zusammenhänge zwischen den antiken und christlichen Mythen dargestellt werden. Es ist unbestreitbar, dass es solche Zusammenhänge gibt und dass das Christentum zahlreiche Inhalte, Mythen und Kulte aus alten Religionen übernommen hat. Hier soll jedoch Jesus als astrologische Erscheinung dargestellt werden und das ist schlicht Humbug.

So wird Horus z.B. als Sonnengott genannt (tatsächlich war das Ra) und es werden Gottheiten benannt, die angeblich am 25. Dezember jeweils von einer Jungfrau geboren seien.

Anders als in dem Film behauptet, waren Tag und Nacht in der ägyptischen Mythologie auch nicht der wiederkehrende Kampf zwischen Horus (in Wirklichkeit Gott des Himmels) und Set. Vielmehr wurde Ra abends von der Göttin der Nacht (Nut oder auch Nuit) verschluckt. Er verblieb in deren  Uterus, um am nächsten  Morgen wiedergeboren zu werden.

Er ist auch weder am 25. Dezemnber geboren, wie behauptet, sondern (je nach mordernem oder antikem Kalender) im Juli oder August. Seine Mutter ist auch keine Jungfrau wie in dem Film weiter behauptet wird, sondern Isis, die ihren ermordeten Gemahl durch einen Zauberspruch für kurze Zeit ins Leben zurückholen konnte, um Horus zu zeugen.

Genauso verhält es sich auch mit den übrigen Gottheiten, die in dem Film angeblich jeweils am 25. Dezember von einer Jungfrau geboren sein sollen. Es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, wollte man diese alle einzeln aufzählen. Ich verweise hierzu aufdie angegebenen Quellen.

Somit ist der Hauptaussage des ersten Teils des Films, Jesus sein eine astrologische Erscheinung, die in Zusammenhang stehe mit alten ägyptischen, persischen und indischen Gottheiten stehe, jede Grundlage genommen.

Anzumerken sei noch, dass auch Jesus nicht am 25. Dezember geboren ist. Dieses Datum wurde von der römisch-katholischen Kirche gewählt, weil die heidnischen germanischen Völker zu dieser Zeit das Sonnwend- oder Julfest feierten und es dem Christentum nicht gelang, diese heidnischen Bräuche auszurotten. In der orthodoxen Kirche wird Christi Geburt auch heute noch am 6.1. gefeiert.
Folgt man der biblischen Beschreibung (z.B. Schafe und Hirten auf der Weide) so muss Jesu Geburt im Sommer gelegen haben.

Aber nicht nur theologisch auch astronomisch verbreitet der Film Unsinn.

Hier wird Bezug genommen auf die Auferstehung Christi drei Tage nach seiner Kreuzigung. Auch bei den vorher genannten antiken Göttern gebe es diese Parallele der Kreuzigung und der Wiederauferstehung nach drei Tagen.

Das ist in mehrfacher Hinsicht Humbug.

Das Datum der Wiederauferstehung (Ostern) hat mit dem mythologischen Ereignis nichts zu tun und wurde von der christlichen Kirche ebenso willkürlich festgelegt wie das Datum des Weihnachtsfestes. Im Falle von Ostern orientierte sich die Kirche nicht nur am jüdischen Pessach-Fest sondern auch an den in vielen Kulturen gefeierten Frühlings- und Fruchtbarkeitsfesten. Hier gibt es in der Tat auch eine mythologische Verbindung zwischen den vorchristlichen Feiern zur Wiederauferstehung der Natur und der Wiederauferstehung des christlichen Heilands.

Auch die Verbindung zwischen den 12 Jüngern Jesu mit den 12 Tierkreiszeichen ist Humbug. Vielmehr repräsentieren die 12 Jünger die 12 Stämme Israels.

Eine weitere Behauptung des Films, die zehn Gebote seien unmittelbar aus dem ägyptischen Buch des Todes übernommen ist bestenfalls ungenau. Tatsächlich enthielt das ägyptische Buch 40 Gebote. Warum wurden dann nicht alle übernommen, sondern nur zehn? Dass es Parallelen gibt ist nicht verwunderlich. Ist doch das Verbot zu töten, zu stehlen oder zu lügen in den meisten Kulturen vorhanden. Dass die 10 Gebote direkt von den Ägyptern übernommen wurden ist nirgends belegt.

Die Quintessenz des ersten Teils ist  die Schlussfolgerung, dass Religion per se etwas Böses sei und nur zu dem einen Zweck geschaffen sei, die Menschen zu unterdrücken und auszubeuten.

In der Tat ist speziell die christliche Kirche hierarchisch organisiert und eine autoritäre Organisation, die im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche Verbrechen begangen hat. Dies ist unbestritten. Doch dies ist die Folge der Art und Weise wie christliche Religion organisiert ist und sich in der Geschichte als Machthaberin etabliert hat. Diese im Namen der Religion  begangenen verbrechen lassen sich belegen ohne dazu auf astrologische oder andere mystische Verbindungen und Hintergründe abheben zu müssen.

Durch die Verbindung zwischen diesen Mystizismen und der (teilweise zutreffenden) Behauptung, das Christentum habe ihre Inhalte von anderen Religionen gestohlen, soll aber vorbereitet werden auf die Verschwörungstheorien im zweiten und dritten Teil des Films. Denn der jüdisch/christliche Glaube spielt bei den Verschwörungstheorien ja immer wieder eine wichtige Rolle.
Es wird also versucht den christlichen Mystizismus, der von der Organisation Kirche benutzt wurde, die Menschen 2000 Jahre lang zu unterdrücken, durch einen ebenso unwissenschaftlichen astrologischen Mystizismus zu ersetzen, mit dem die Menschen weiter verdummt und unterdrückt werden sollen.

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Ich danke ganz besonders Friedrich Klehr für die Hilfe bei der Sammlung von Quellen und Material, sowie für seine konstruktive Kritik und Hilfe bei der Erstellung dieses Artikels.